Viel wahrscheinlicher jedoch stammen die Knochen von einem römischen Gräberfeld, auf dem St. Ursula steht und das im Zuge des Baus und der Erweiterung der Stadtmauern freigelegt wurde. Wie bei anderen der 12 romanischen Kirchen Kölns schlägt St. Ursula damit die Brücke zum römischen Köln. Eine spannende Geschichte…
Über 118 Reliquienbüsten: ein beliebtes Reliquiar im Mittelalter
Im Jahr 1643 stiftete ein reicher Kaufman die Goldene Kammer, um für die Reliquienverehrung einen größeren Raum zu schaffen. Sie befindet sich bis heute im Originalzustand und blieb im Zweiten Weltkrieg unversehrt, das macht sie neben ihrer wertvollen Ausstattung so einzigartig und zur zweitmeist besuchten Kirche Kölns – nach dem Dom.Neben den Gebeinen zieren die Goldene Kammer 118 Ursula- und Reliquienbüsten - hölzerne mit Gold und Silber verzierte Büsten, meist von selig-lächelnden Frauen – und goldumblätterte Fächer wie Setzkästen mit stoff-verzierten Schädeln. Was heute morbide anmutet, bedeutete im 17. Jahrhundert die übliche Kultivierung des memento mori und: einen blühenden Wirtschaftszweig. Denn eine Ursulabüste, verfüllt mit heiligen Gebeinen, war ein beliebtes Souvenir im Mittelalter, das Pilger aus einer der 12 romanischen Kirchen Kölns mit nach Hause nahmen. Bei der Vielzahl an Pilgern, die nach Köln kamen, erwies sich das Gebeine-Konvolut aus dem römischen Gräberfeld mehr als günstig, um genügend Reliquien auf Vorrat zuhaben.
Die Goldene Kammer von St. Ursula kannst du zu bestimmten Zeiten besichtigen – am besten informierst du dich vorab über die aktuellen Öffnungszeiten, damit du nicht vor verschlossener Kammertür stehst.
Legende um die Heilige Ursula
Die Legende erzählt sich so: Es war einmal eine schöne Königstochter namens Ursula, die aus der Bretagne stammte und ihr Leben lieber Gott als einem Ehemann widmen wollte. Eine nächtliche Vision überzeugte sie jedoch vom Gegenteil und sie nahm den Antrag eines Werbers an, unter der Bedingung, dass sie mit 10 Jungfrauen auf eine 3-jährige Pilgerreise nach Rom aufbrechen könnte und dass der heidnische künftige Gatte zum Christentum konvertierte. Visioniert, getan.Ursula machte auf ihrer Pilgerreise halt in Köln, und ihr wurde die Gnade einer zweiten Vision zuteil, die sie hieß, auf der Rückreise wieder in Köln halt zu machen, auf dass sich ihr Leben und das ihrer Gefolgschaft erfüllte. Und das tat es dann auch, denn die Hunnen eroberten gerade Köln, als sich Ursula mit ihren Jungfrauen ihm in den Weg stellte. Alle Jungfrauen fanden den Märtyrertod. Ursula etwas später als die anderen, weil sie erst das Heiratsgesuch des Hunnenkönigs ablehnen musste, woraufhin ein Pfeil auch sie tödlich traf.
Des Nachts erschienen Attila jedoch die getöteten Jungfrauen im Traum und angstvoll sah er von seinem Vorhaben der Eroberung Kölns ab. Als Dank für die Rettung ihrer Stadt errichteten die Bürger von Köln eine Kirche über den Gräbern von Ursula und ihren Jungfrauen: St. Ursula.
Wie das häufig bei Legenden so ist: Für Ursula, die Jungfrauen und ihre Geschichte gibt es keine historischen Belege und viele Versionen. Irgendwann im Laufe der weitergegebenen Geschichte wurden aus den 10 Jungfrauen 11 und 11.000, eventuell durch einen Übersetzungsfehler. Auch die als Begründung der Ursulalegende geltende „Inschrift des Clematius“ bietet keine gesicherte Quelle, deutet aber vielleicht auf einen wahren Kern der Legende hin.
Zur Baugeschichte
Als älteste niederrheinische dreischiffige Emporenbasilika wurde St. Ursula um 1185 errichtet. Diesem Bau gingen ein Damenstift um 922 sowie ein Vorgängerbau aus spätrömischer Zeit voraus. Der 2. Weltkrieg traf auch St. Ursula wie viele der anderen 12 romanischen Kirchen Kölns, die Reparaturarbeiten dauerten lange an – bis 1972. Neben der Goldenen Kammer als Highlight befinden sich wertvolle Ausstattungen von St. Ursula, die alleine schon einen Besuch empfehlenswert machen: wie etwa das barocke Marmorgrabmal der Heiligen Ursula sowie der Ursulazyklus von 1456, der auf 24 Holztafeln 30 Szenen der Ursulalegende darstellt, als umfangreichster überlieferter Zyklus überhaupt.Schau dir auch die erwähnte Clematiusinschrift, wahrscheinlich aus dem 4./5. Jahrhundert, an, die im 13. Jahrhundert in die Südwand des Langchors eingemauert wurde und als frühestes Zeugnis des Christentums in Köln gilt.
Ursula-Legende: auch enthalten im Kölner Stadtwappen
Vielleicht hast du dich beim Kölnischen Stadtwappen gefragt, für was die 11 schwarzen Tränen, Tropfen oder – sind es Flammen? – stehen. Denn die drei Kronen lassen sich unmissverständlich auf die Heiligen Drei Könige zurückführen, deren Reliquien nur 650 Meter Fußweg entfernt von St. Ursula im Kölner Dom ruhen – und welche deshalb auch über dem Eingang zur Tourist-Information prangen. Mit der Ursula-Legende lüftet sich für dich jetzt auch das Geheimnis der 11 Hermelinschwänze – denn das stellen die 11 schwarzen Zeichen dar: Sie stehen in memoriam an die Heilige Ursula für ihre 11 oder 11.000 Jungfrauen, die Köln von den Hunnen befreit haben. Warum Schwänze des Hermelins? Weil Ursula aus der Bretagne stammte, wo es eine große Rolle in Legenden und Geschichten spielt – das possierliche, weiße TierchenGut zu wissen
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