Die Menschen, denen NS-Zeit und Krieg ihre Jugend nahmen, blieben auch danach eine seltsam unscharfe Generation. Hier ist das anders.
Die Kleinfamilienmutter mit geheim gehaltener Vorkriegskarriere als Varietétänzerin hat das Dritte Reich unreflektiert bis in Flucht und Vergewaltigung hinein sowie eine schweigsame Nachkriegsehe durchlebt; eine Wandlung zur überflüssigen Oma vermeidet sie durch Alleinfeiern mit Hochprozentigem. Der bekennende Antifaschist und proletarische Theaterenthusiast hat sich durch anhaltende Gewalterfahrungen hindurch, die in einem irren Schauspielabenteuer im Todestrakt gipfeln, in einen mittlerweile übriggebliebenen Kommunismus gerettet und ist in irgendwie allgemeiner Menschenliebe immerhin heroisch vereinsamt.
Solche Anarchismen sieht man den älteren kleinen Leuten weder an, noch wurden sie gern gehört. Sie waren zu dreifachem Schweigen verdammt: aus eigener Scham, politischer Opportunität und gesellschaftlichem Desinteresse. Darüber hinaus mögen Kinder es nicht, wenn ihre Eltern sich verändern. Schon gar nicht erotisch.
Der Italo-Österreicher Peter Turrini ist vielfacher Literaturpreisträger mit proletarischem Hintergrund. Sehr empathisch und unsentimental einfach hat er Josef und Maria mit einer leichthändigen Skizze, virtuos zwischen Tragik und Komik, Stimme verliehen.
Was um so wichtiger ist, als wir die letzte Generation sind, die deren Erlebnisse noch aus erster Hand gehört haben und weitererzählen können, um ihre Wiederholung abzuwenden. Nach uns steht das Alles bestenfalls in den Geschichtsbüchern oder gehört dem Vergessen.
Neubearbeitung durch das „Römerpark-Ensemble“ der Kölner Schauspielerin Brigitte Oessling mit Thomas Krutmann in der Regie von Jürgen Albrecht und in Kooperation mit Raketenklub Schauspielclub.
Terminübersicht
Freitag, den 06.12.2024
20:00
Sonntag, den 08.12.2024
20:00
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Veranstalter
Theater Tiefrot
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