Mit wohltuender, unmittelbarer Ruhe nach dem Betreten empfangen die Ausstellungsräume des Museums für Ostasiatische Kunst ihre Besucher*innen. Als hätte hier die Kontemplation selbst neue Heimat gefunden. Die zurückhaltende und minimalistische Atmosphäre unterschlägt jedoch bescheiden die große Bedeutung dieses ersten Spezialmuseums in Europa.
1913 eröffnet, beherbergt das Museum für Ostasiatische Kunst in Köln heute die bedeutendste Sammlung ostasiatischer Kunst aus China, Korea und Japan in Deutschland – neben dem Museum für Asiatische Kunst in Berlin.
Museumseröffnung 1913: Aufbruch in weltoffene Moderne
Das Gründer- und Sammlerehepaar Frieda und Adolf Fischer strebten mit dem Museum einen „unverstellten“ Blick auf die Kunst Ostasiens an sowie eine neue Perspektive von „gleichwertiger Weltkunst“ – jenseits geographischer und kultureller Unterschiede. Das war damals ein moderner weltoffener und revolutionärer Ansatz angesichts der damaligen deutschen Kolonialpolitik.
Altes Museum: im Weltkrieg zerstört, Neuanfang erst 1977
Die beiden Weltkriege drängten die Idee und die weitere Sammeltätigkeit zurück, Bomben zerstörten den Museumsbau am Hansaring. Obwohl ein Großteil der Sammlung gerettet werden konnte, gingen doch manche kleinformatigen Objekte in einem Bunker bei Köln durch Diebstahl leider verloren. Mit der Wiedereröffnung 1977 im neuen Museumsbau an der Universitätsstraße gelang ein Neuanfang, um die ursprüngliche Idee fortzusetzen.
Sammlung und Highlights im Museum für ostasiatische Kunst
1997 wurde das Museum erweitert, dennoch wirst du aus Platzgründen immer nur einen Teil der bedeutenden Sammlung sehen. Mehrmals im Jahr wechselt das Museum die Präsentation. Am besten: Du stattest dem Museum einfach öfter einen Besuch ab. Denn die Sammlung umfasst bedeutende Exponate wie etwa – um ein paar der Highlights zu nennen – ein chinesisches Glockenspiel mit 9 Bronzeglocken um 800 v. Chr., als einzig erhaltenes Glockenspiel dieser Art außerhalb Chinas. Oder seltene japanische Stellschirme, illustrierte Querrollen, buddhistische Malerei, Holzschnitte oder wertvolle Lackarbeiten sowie über 70 Stücke koreanischer Keramik, die zur besten Kollektion in Europa zählt.
Ebenso interessant ist die Sammlung historischer Fotografien, besonders die handkolorierten aus japanischen Fotostudios. Immer wieder kommen natürlich neue Stücke hinzu, wie etwa die begehbare Bronzeplastik „Usagi Kannon“ von Leiko Ikemura.
Neubau aus dem Jahr 1977: nach Plänen von Le Corbusier-Schüler Kunio Maekawa
Herausragend und ein bedeutendes Zeitzeugnis ist der Museumsbau selbst. Die Architektur des heutigen Museums für Ostasiatische Kunst zeigt schlichte, moderne Zurückhaltung, die an alte japanische Traditionen anknüpft: Verschieden große und hohe kubische Baukörper gruppieren sich streng um einen innenliegenden Landschaftsgarten nach Art eines japanischen Meditationsgartens. Die glasierten, leicht unebenen Keramikfliesen der Außenfassade schillern in warmen Brauntönen – und im Foyer eröffnen hohe Glaswände den Raum zum Atrium sowie zum Aachener Weiher. Durch die weiten und hell-lichten Ausstellungsräume läufst du – unter anderem – auf sandfarbenem Sisal.
Museumsbau; vereint Welten und spiegelt Grundidee wider
Der japanische Architekt Maekawa entwarf das Museum und seine Außenanlage, der Kölner Architekt Joachim Jacobs setzte den Entwurf um. Der Bildhauer Masayuki Nagare aus Tokio gestaltete unter anderen die Betoninsel mit Skulptur vor der Terrasse. Seit 2012 steht das Museum mit Atrium, Foyer, Ausstellungsräumen sowie Esplanade unter Denkmalschutz.
Insgesamt erweisen sich Außen, Innen, Form, Zweck und Ästhetik als homogene Einheit mit euro-ostasiatischem markanten Charakter und erinnern damit an die Grundidee des Museums, der gleichwertigen Korrespondenz der Kulturen.
Was noch? Viel Programm, Museumsshop und Bibliothek
Das breite Programm des Museums für Ostasiatische Kunst bietet übers ganze Jahr abwechslungsreiche Themenführungen sowie ausstellungsspezifische Führungen, Vorträge oder Workshops – auch für Kinder und Familien. Vielleicht hast du Freude, mehr über die Chinesische Teezeremonie zu erfahren, dich in Techniken wie Kalligraphie oder Origami zu üben und so die asiatische Kultur nicht nur zu sehen, sondern auch selbst zu pflegen? Hier im Museum hast du dazu Gelegenheit.
Café im Museum für Ostasiatische Kunst: Coffee-Bike am Wochenende
Entweder durchs große Panoramafenster oder direkt von der Terrasse lässt es sich im Museum für Ostasiatische Kunst auch hervorragend entspannen – mit Blick auf den Aachener Weiher. Am Wochenende fährt hier auch das Coffee-Bike vor, mit verschiedenen Kaffees, Erfrischungen und Snacks.
Übrigens: Parken kannst du am Museum für Ostasiatische Kunst auf einem der kostenlosen Parkplätze mit Parkscheibe, sofern du nicht mit der Bahn kommst.