Er galt als Liebhaber prächtiger Uniformen, mit einer Leidenschaft für das Militär, der letzte Deutsche Kaiser, Kaiser Wilhelm II. Mit vollem Namen hieß er: Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen. Eines Tages, so heißt es, bemerkte er bei einer Inspektion der Marine, dass einige Offiziere nicht seine bevorzugte Uniform trugen. Sofort forderte er die Offiziere auf, die Umkleide aufzusuchen und erneut, diesmal in der richtigen Uniform, wiederzuerscheinen.
Während die Offiziere abwesend waren, hielt der Kaiser selbst eine Rede über die Bedeutung von Disziplin und dem äußeren Erscheinungsbild aus Ausdruck einer inneren Haltung. Kaiser Wilhelm II. besaß ein ausgeprägtes Verständnis für die Macht der Symbolik und seine autokratische und unnachgiebige Haltung sorgte während seiner Regierungszeit immer wieder zu inländischen oder internationalen Konflikten. Bis hin zum Ersten Weltkrieg.
Wilhelm II.: gut für die Wirtschaft, kritisch für die Diplomatie
Mit dem Abdanken von Kaiser Wilhelm II. 1918 endete sowohl die seit 1888 andauernde Regentschaft Kaiser Friedrich Wilhelms II. als auch das deutsche Kaiser-Reich sowie der Erste Weltkrieg. Unter Wilhelm II. erlebte Deutschland einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung, die impulsive Art des Kaisers trug jedoch oft zu diplomatischen Spannungen mit anderen Mächten in Europa bei, besonders mit Großbritannien und Frankreich. Seine politischen Fehlentscheidungen führten schließlich auch zur Destabilisierung Europas sowie zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs.
Mit seinem erzwungenen Exil und dem Beginn der Weimarer Republik endete die deutsche Monarchie – Kaiser Wilhelm II. wurde zur Abdankung gezwungen, ging ins Exil in die Niederlande und lebte dort bis zu seinem Tod 1941.
Schauplatz aktueller Rassismusdebatten: Juni 2020
Gerade am Reiterstandbild von Wilhelm II. entzündeten sich dann auch aktuelle „Black Lives Matter“-Debatten und in der Nacht auf den 24. Juni 2020 verübten Unbekannte einen Farbanschlag auf das Denkmal und fixierten drumherum Zettel und Transparente zur Thematik „Der Kaiser und die Kolonialisierung“. Dass es Kaiser Wilhelm II. traf, kommt nicht ungefähr angesichts seiner dominanten Kolonialpolitik, die 1904 in einem der ersten verheerenden Völkermorde der Moderne gipfelte: an den Herero und Nama. Mit diesen Fakten im Hinterkopf wandelt sich dieses Standbild bei aller historischen Bedeutung als vormaliges Denkmal im Nachhinein geradezu zum modernen Mahnmal.
In unmittelbarer Nähe bildet das multi-interpretierbare Außenkunstwerk
Ma’alot des bekannten israelischen Künstlers Dani Karavan einen weiteren assoziativen Bogen zu den Berührungspunkten mit nationalsozialistischen Völkermorden in Deutschland. Das Ganze auf dich selbst wirken lassen kannst du kurz vor der Hohenzollernbrücke am Heinrich-Böll-Platz, unmittelbar neben dem
Museum Ludwig.
Reiterstandbild Kaiser Wilhelm II. – eines von vier Reiterstandbildern
Mit dem Reiterstandbild an der
Hohenzollernbrücke, in der Nähe von
Dom und
Hauptbahnhof, wird Wilhelms Bedeutung als zentrale Figur der Geschichte des Deutschen Reiches geehrt. Dieses Denkmal ist eines von vieren – neben Wilhelm II. findest du hier auch das Reiterstandbild seines Vaters,
Kaiser Friedrichs III., der für seine kurze Regentschaft von nur 99 Tagen bekannt ist. Alle Reiterstandbilder passierst du auf einer Tour zu den
Liebesschlössern an der Hohenzollernbrücke.
Kaiser aus Bronze auf Granit
Das Reiterstandbild des letzten Deutschen Kaisers befindet sich auf der linksrheinischen Seite der Brücke und wurde 1911 enthüllt. Geschaffen hat es der Bildhauer Louis Tuaillon. Die Figur mit Pferd besteht aus Bronze, der Sockel aus massivem Granit. Der Kaiser sitzt in würdevoller Haltung auf seinem Ross, geehrt in seiner symbolischen Rolle als Monarch und militärischer Führer. Die Details in der Ausarbeitung von Uniform und Pferd sprechen für eine hohe kunsthandwerkliche Qualität.
Das Denkmal symbolisiert ebenso wie die anderen Standbilder an der Hohenzollernbrücke die Macht und den Einfluss der Hohenzollern. Es erinnert darüber hinaus an die Ära vor dem Ersten Weltkrieg und die damit verbundenen sozialen und politischen Umwälzungen in Deutschland.
Hohenzollern: Dynastie bis 1918
Mit 1918 endete die Dynastie der Hohenzollern. Vor dem Ersten Weltkrieg stammten alle Könige Preußens und Kaiser Deutschlands aus ihrem Geschlecht, bis hin zum letzten Deutschen Kaiser Wilhelm II.
Auf der Hohenzollernbrücke siehst du vier dieser Herrscher als Reiterstandbilder – neben Wilhelm II. das Standbild von
König Friedrich Wilhelm III, das von
Kaiser Friedrich III sowie das von
Kaiser Wilhelm I. Hältst du die Standbilder auseinander? Dann verfügst du vermutlich über solide Kenntnisse über die Preußen.