St. Gereon gehört zu den ältesten Kirchen in Deutschland, zu den einzigartigen 12 romanischen Kirchen Kölns und ist berühmt für seinen zehneckigen Kuppelbau, das Dekagon mit der größten Kuppel jenseits der Alpen. Ihre Geschichte reicht weit zurück bis ins 4. Jahrhundert n. Chr., in dem auf einem römischen Grabbau ein monumentaler Ovalbau entstand. Neben dem Stück Mosaikboden ist noch das Mauerwerk erhalten sowie die als „Blutsäule“ bekannte Granitsäule, die der Legende nach zwischen Gut und Böse zu entscheiden vermag. Traust du dich, an ihr stehen zu bleiben?
Dekagon: einzigartiges Zehneck mit Kuppel und Konchen
Hast du die Vorhalle durchquert, kommst du direkt in den zehneckigen ovalen Kuppelbau: vier begehbare Stockwerke hoch, die Kuppel mit einer Spannweite von 21 Metern und einer Scheitelhöhe von 34,5 Metern, erbaut zwischen 1219 und 1227 und mit acht konchenförmigen Nischen – vier im Süden, vier im Norden. Am besten stellst du dich in die Mitte und schaust nach oben, um die Imposanz dieses Saals gänzlich zu erleben: mit der Emporenzone über den Apsiden, der nachfolgenden Fächerfensterfolge und Lichtzone.Der Zweite Weltkrieg verursachte gerade am Dekagon große Schäden, die Reparaturarbeiten dauerten bis 1985 an, also rund 40 Jahre. Die Fenster entstanden zwischen 1979 und 1986 nach den Entwürfen von Georg Meistermann und Wilhelm Buschulte.
Vorgängerbau und „Fundament“: spätantiker Zentralbau auf römischem Grabbau
Über die Jahrhunderte ist St. Gereon immer wieder verändert worden. Das Dekagon entstand beispielsweise auf einem spätantiken Zentralbau, indem er zur Form eines Zehnecks ummantelt wurde. Von dem ovalen Gründungsbau sind so noch etwa 16,5 Meter erhalten geblieben. Das kannst du gut auf der Nordseite des Dekagons erkennen. Die Konchen waren damals durchfenstert, und es gab damals schon eine Kuppel – mit einem Durchmesser von 23,7 Meter zu 19,8 Meter. In einer der Konchen kannst du, wie bereits erwähnt, noch den einzig erhaltenen Teil des Mosaikbodens anschauen, der den Zentralbau einst komplett bedeckte.Welche Funktion dieser spätantike Zentralbau aus dem Jahr 350 nach Christus hatte, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Wahrscheinlich war er ein Mausoleum oder eine Kirche, die auf einem römischen Grabbau errichtet wurde. Darauf lässt das älteste römische Gräberfeld der Stadt schließen, das eben dort angelegt war.
Im 11. Jahrhundert baute Erzbischof Anno II. von Köln die Basilika um, errichtete den Langchor und die Krypta. Es folgten etwa hundert Jahre später eine Apsis und im 13. und 14. Jahrhundert der Umbau zum Dekadon, der Bau einer Taufkapelle und einer Sakristei. Die obere Sakristei ist ein Highlight der Gotik und wurde 2019 final restauriert. Im Rahmen einer der regelmäßigen Führungen durch St. Gereon erfährst du viele weitere Details.
St. Gereon: Basilika und Stadtpatron Kölns
Wie der Name schon besagt, wurde St. Gereon dem Märtyrerheiligen Gereon gewidmet. Die Legende besagt, dass sich Gereon, ein römischer Offizier der Thebäischen Legion, samt Gefolge dem kaiserlichen Befehl zur Christenverfolgung widersetzte und zur Strafe um das Jahr 304 hingerichtet, respektive geköpft wurde. Sein Blut und das seiner Mitstreiter spritzte an eine Säule, die du im Dekagon besichtigen kannst – gleich neben dem Eingang links, wenn du eintrittst: die berühmte Blutsäule.In der Krypta steht der Sarkophag mit Gereons Gebeinen und auf der Grünfläche vor der Basilika St. Gereon findest du zudem eine künstlerische Darstellung von Gereons Kopf. Gereon wird dir vielleicht auch noch an weiteren Stellen in Köln begegnen, als Stadtpatron.
Die Blutsäule
Der Blutsäule von St. Gereon werden vorteilhafte Fähigkeiten zugesprochen: Angeblich vermag sie zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, nachdem das Blut von Gereon und seiner Mannen über ihre granitene Oberfläche geflossen sein soll. Das wurde etwa – der Legende nach – dem Merowingerkönig Thiederich zum Verhängnis, nachdem er in einer Schlacht seinen Bruder und seinen Neffen getötet hatte und in der Kirche seinen Sieg feiern wollte und schließlich vor der Säule tot zusammenbrach. Trotz aller Warnungen, die auch heute die Besucher*innen warnt mit ihrer Inschrift „Adde fidem, fuit hic pridem fusus cruor idem ad lapidem, si dem me male, punit idem“, was frei übersetzt heißt: „Glaub es: Rein an diesem Stein soll einst das Blut geflossen sein. Sollt ich schuldig sein, so ist hier die Strafe mein.“Ausstattung und weitere Räume von St. Gereon
Neben den Haupträumen des Dekagons und der oberen Sakristei kannst du in St. Gereon auch kleinere, geheimnisvolle Räume entdecken wie die ebenfalls im 13. Jahrhundert entstandene Taufkapelle mit ihren gut erhaltenen Fresken im Zackenstil, einem Taufbecken aus spätromanischer Zeit und einem Triptychon aus der Zeit um 1515. Die Tür zur Taufkapelle findest du in einer der Konchen zu deiner Rechten, wenn du die Basilika betreten hast.Die Tür zur sehenswerten Krypta findest du hingegen zur Linken, mit Fußbodenmosaiken aus dem 12. Jahrhundert mit alttestamentarischen Szenen, einem Altar aus Tuffstein um etwa 1530 und Deckenmalereien aus romanischer Zeit. Hier unten steht auch der Sarkophag mit Gereons Gebeinen.
Die Mondsichelmadonna und der Blasius-Altar aus dem Jahr 1319, die erhaltenen Fresken in der Apsis und das lebensgroße Alabaster-Kruzifix aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, die kostbaren Doppeltüren zur Sakristei mit der Darstellung des Ecce homo und der Mater Dolorosa Anfang des 16. Jahrhunderts seien hier exemplarisch für die zahlreichen Ausstattungen genannt, die St. Gereon wohl behütet.
Pietàkapelle – ein Raum für Gedanken, zum Abschluss
Bevor du vielleicht wieder hinaus gehst, widme dich in der Vorhalle – sofern du es nicht schon am Anfang deines Besuchs gemacht hast – der neoromanischen Kapelle von 1897. Von einer der Bänke aus genießt du einen wunderbaren Blick auf die Pietà, nach dem Vorbild von Michelangelo erschaffen von Anton Josef Reiss: Zeit für Innenhalten, Gedanken und etwas Ruhe nach so vielen Eindrücken unter einem blaudunklem Gewölbedach und Sternezelt.Gut zu wissen
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